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Stimmen im Kopf

Wenn ich sterbe wird das einzige das von mir übrig bleibt ein kleiner Fleck an der Decke der Schule sein. Verursacht wurde dieser als ich mein Sandwich nach oben warf, um zu sehen, wie viele Sekunden es braucht, um wieder in meinen Händen zu landen. Schlussendlich dauerte es einen Tag bis der Hausmeister es endlich von der weissen Decke hinweg schabte und einen braunen Fleck vorfand. Spätestens da hätte Mum merken sollen, dass ich nicht ganz richtig im Kopf bin. Oder meine Lehrer, meine Freunde, aber nein, das Geheimnis blieb ganz bei mir. Meine Gedanken hatten mir verboten es jemandem zu sagen, sie drohten mich sonst umzubringen. Das war das letzte was ich wollte, tot sein. Jetzt würde ich mich freuen, wenn ich dieses erbärmliche Flüstern nicht mehr in meinem ganzen Körper rumoren hören müsste. Die Dunkelheit, das nichts, wäre mir sogar lieber als diese unheimliche Stimme. Die meisten Leute in meiner Schule hatten mich damals gefragt, ob ich mir schon mal überlegt hatte ein Ohr abzuschneiden, ich antwortete mit nein. Wir hatten doch alle von Van Gogh gelernt, dass das einen Scheiss bringt. Das Ohr, lässt einen hören, aber die Gedanken hört man nicht durchs Ohr, sondern durch das Herz. Mein Herz schmerzte schon seit einer Weile, deshalb hatte es angefangen mit mir zu sprechen. Über den Tod. Am 20. August letzten Jahres wurde ich eingeliefert, als 16 jährige. Viele hatten mir geraten einfach zu sagen, dass ich die Stimmen nicht mehr hören könne und so zu tun als ginge es mir blendend. Dann würden sie mich entlassen und ich könnte mich unter einer Brücke, neben einem Obdachlosen erstechen. Ich hatte lange darüber nachgedacht, wirklich. Aber diese Psychiatrie sollte mir helfen und ich musste mir helfen lassen. Ausserdem hatte ich Angst vor dem Tod, auch wenn ich ihn zulassen würde. Weil ich dann weg wäre und nicht mal den unerträglichen Schmerz, den ich täglich fühle, jemals mehr spüren könnte.